Freie Presse

Fe­lix Groß ge­lingt bis­lang einmaliger Coup

 

Der Leip­zi­ger Aus­dau­er­spe­zia­list, der dem RSV Ve­nus­berg an­ge­hört, ge­wann bei den Deut­schen Meis­ter­schaf­ten in Ber­lin erst­mals den Ti­tel in der Einzelver­fol­gung. Mit Sil­ber im Zeitfahren sorg­te er für ei­ne Pre­mie­re.

 

VON MAR­TI­NA MAR­TIN

 

BER­LIN - Völ­lig aus­ge­pumpt, muss­te er ei­ni­ge Mi­nu­ten ban­gen, ehe die Premiere fest­stand: Denn Fe­lix Groß hat­te bei der Ent­schei­dung im 1000-m-Zeit­fah­ren bei den Deut­schen Bahnradmeis­ter­schaf­ten in Ber­lin am Mitt­woch­abend mit ei­ner frü­hen Start­num­mer vor­ge­legt. Doch wäh­rend Marc Jurc­zyk vom Chem­nit­zer Erd­gas­team über Gold ju­beln durf­te, strahl­te auch der Leip­zi­ger über Sil­ber. Ihm war da­mit ein be­son­de­rer Coup gelun­gen: Noch nie hat­te ein Ath­let so­wohl in der 4000-m-Ein­zel­ver­fol­gung als auch im 1000-m-Zeit­fah­ren bei den Her­ren ei­ne DM-Me­dail­le ge­won­nen.

„Es ist ein­fach top, dass ich das ge­schafft ha­be. Ich woll­te es un­be­dingt, ich bin echt hap­py“, mein­te der 20-Jäh­ri­ge, der zu­dem die an­vi­sier­te neue Best­zeit er­reich­te. In der Ei­ner­ver­fol­gung am Abend zu­vor avan­cier­te er zum über­ra­gen­den Ak­teur. Zu­nächst fuhr er in der Qua­li­fi­ka­ti­on die bes­te Zeit al­ler Be­wer­ber. Spä­ter im Fi­na­le hol­te er nach fünf Run­den sei­nen Kon­tra­hen­ten, den Ma­di­son-Welt­meis­ter Theo Rein­hardt aus Ber­lin, ein. „Es ist so ge­lau­fen, wie ich es mir vor­ge­stellt hat­te.“

 

Fe­lix Groß be­ein­druck­te mit sei­nen Auf­trit­ten auch des­halb, weil er sein ho­hes Leistungs­le­vel nun schon über Wo­chen hält. An­fang Ju­li konn­te er bei der U-23-EM seinen Ti­tel in der Ein­zel­ver­fol­gung mit Bra­vour und ei­ner Ver­bes­se­rung sei­nes ei­ge­nen Re­kords um 2,5 Se­kun­den ver­tei­di­gen. Und auch dort star­te­te er im 1000-m-Zeitfahren, ver­fehl­te als Vier­ter das Po­dest knapp. 0,3 Se­kun­den fehl­ten nur zu Gold.

 

Dass er auf die­sen bei­den Dis­tan­zen vorn mit­mi­schen kann, be­sitzt auch in­ter­na­tio­nal Sel­ten­heits­wert. Aber ihm sagt es zu, er nimmt es mehr als Übung, auch um sei­ne Antritts­schnel­lig­keit für den Vie­rer zu stei­gern. Da ge­hört der Sach­se als ei­ner der Jüngs­ten be­reits die drit­te Sai­son zum Stamm. Das deut­sche Quar­tett kämpft mit Vehemenz um das Ti­cket für die Som­mer­spie­le, muss bei Welt­cups, bei der EM und dann bei der Heim-WM En­de Fe­bru­ar 2020 die not­wen­di­gen Punk­te sam­meln, um im Ran­king zu den bes­ten acht Teams zu ge­hö­ren. Ge­gen­wär­tig steht Rang fünf zu Bu­che.

 

So gab es für Fe­lix Groß auch nach der U-23-EM kaum ei­ne Ver­schnauf­pau­se. Seit zwei Wo­chen pau­ken er und sei­ne Ge­fähr­ten mit dem Vie­rer in­ten­siv auf dem Oval in Frankfurt (Oder). Da­bei wol­len sie in der Aus­wahl­be­set­zung die DM nut­zen, um möglichst den deut­schen Re­kord zu ver­bes­sern. „Bei Olym­pia zu star­ten, ist der gro­ße Traum. Dem ord­nen wir al­les un­ter“, meint der Sport­sol­dat, des­sen Freun­din als Fußball-Schieds­rich­te­rin ak­tiv ist. Des­halb rü­cken bis To­kio 2020 erst ein­mal al­le Ambitio­nen auf der Stra­ße in den Hin­ter­grund. Denn auch in die­sem Me­tier konn­te er schon be­acht­li­che Er­fol­ge fei­ern. Im Nach­wuchs ge­wann er Ti­tel, bei den Män­nern so man­che Etap­pe bei Rund­fahr­ten, 2018 tri­um­phier­te er bei der Mi­li­tär-WM. Ei­ne Profikarrie­re strebt er spä­ter auf al­le Fäl­le an. „Ein­mal die Tour de Fran­ce zu fah­ren, ist ein wei­te­res Ziel von mir“, blick­te Fe­lix Groß, der na­tür­lich auch so in­ten­siv, wie es mög­lich war, zu­letzt das Ge­sche­hen wäh­rend der Frank­reich-Schlei­fe ver­folg­te.

 

Als gro­ßes Vor­bild nennt er da­bei Mar­cus Burg­hardt, in­zwi­schen elf­fa­cher Teil­neh­mer. Das Nach­wuchs­team, das der 36-Jäh­ri­ge beim Hei­mat­ver­ein RSV Ve­nus­berg un­ter­stützt und das sei­nen Na­men trägt, war aus­schlag­ge­bend, dass er mit 13 Len­zen zum Ver­ein ins Erz­ge­bir­ge wech­sel­te. Er fand die Be­klei­dung und das Ma­te­ri­al cool, ist bis heu­te von der At­mo­sphä­re an­ge­tan. Ver­eins­chef Klaus Fi­scher und wei­te­re En­thu­si­as­ten waren am Mitt­woch ex­tra für ein paar Stun­den an­ge­reist, um ihr pro­mi­nen­tes Mit­glied an­zu­feu­ern – und es dann na­tür­lich freu­dig in die Ar­me zu schlie­ßen. Dann ging es noch am Abend zu­rück.

 

 

Bild:

Fe­lix Groß

Aus­dau­er­spe­zia­list

FO­TO: AR­NE MILL

Bild­text: Fe­lix Groß kann im Fi­na­le der Ei­ner­ver­fol­gung sei­nen Kon­tra­hen­ten, den Ber­li­ner Theo Rein­hardt, so­gar ein­ho­len. FO­TO: AR­NE MILL