Erzgebirger sind stolz auf ihren Olympiastarter
Verfolgerspezialist Felix Groß aus Sachsen stellte seine nationale Spitzenstellung eindrucksvoll unter Beweis.
BERLIN - Nachdem er einigermaßen wieder zu Kräften gekommen war, führte der Weg von Felix Groß nach seinem Rekordlauf erst einmal in den Zuschauerbereich. Mit großem Hallo beglückwünschten ihn die Mitstreiter seines Heimatvereins RSV Venusberg zu seinem grandiosen Auftritt. Natürlich entstanden für die Chronik ein paar gemeinsame Fotos, wurde kurz geplauscht. „Felix ist ein feiner Mensch, der auf dem Boden bleibt. Wir haben regelmäßig Kontakt. Und natürlich sind wir dabei, wenn er bei der Heim-WM fährt“, meinte Vereinschef Klaus Fischer, der mit seinen Gefährten zuvor ordentlich Krawall hinter der Bande gemacht hatte. Und voller Stolz fügte das Urgestein hinzu: „Felix ist der erste Olympiastarter unseres Vereins.“
Der Leipziger, dem es wegen all seiner Verpflichtungen nur selten möglich ist, ins Erzgebirge zu reisen, freut sich umso mehr, dass er immer wieder diesen Rückhalt spürt. Mit 13 Lenzen wechselte er einst zum RSV, weil er Trikots und Material cool fand, ihm die Atmosphäre zusagte. Und weil Profi Marcus Burghardt, sein großes Vorbild, weiter den Verein unterstützt, das Nachwuchsteam seinen Namen trägt. In diesem fuhr ebenso Felix Groß, der später zu gern auch einmal weitere Meriten (2018 Militär-Weltmeister) auf der Straße erkämpfen und bei der Tour de France starten möchte.
Doch das ist aktuell Zukunftsmusik. Ab jetzt gilt seine ganze Konzentration der Vorbereitung auf die Sommerspiele. „Dass wir Olympia geschafft haben, ist ein Superding. Da erfüllt sich für mich ein Riesentraum“, strahlte der 21-Jährige. Als bärenstarker Anfahrer hatte er maßgeblichen Anteil, dass der Vierer in der Qualifikation zum fünften Mal in dieser Saison den deutschen Rekord verbesserte und damit die noch notwendigen Punkte erkämpfte. Dass dann im Rennen um eine mögliche Medaillenchance nicht alles nach Wunsch lief, ließ sich verschmerzen. Nicht all seine Gefährten besaßen nach Verletzungen in der Vorbereitung die Topform wie der Sachse.
Das zeigte sich dann in der 4000-m-Einzelentscheidung: Der zweifache Vizeweltmeister Domenic Weinstein (2016, 2019) aus Villingen, den mehrere Wochen Knieprobleme plagten, kam nur auf Rang neun. Umso stärker trumpfte Felix Groß auf, der in der Qualifikation so schnell um das Oval raste wie noch nie zuvor. Mit der Zeit von 4:08,928 Minuten entriss er seinem Gefährten den deutschen Rekord und kam auf Platz fünf. Das kleine Finale um Bronze verpasste er knapp. „Klar ist das ein bisschen schade. Aber ich habe meine Bestzeit um vier Sekunden verbessert. Es passt alles, es war eine Super-WM für mich“, resümierte der zweifache U-23-Europameister, der seine nationale Spitzenstellung eindrucksvoll untermauerte.
Bundestrainer Sven Meyer, der die deutschen Verfolger seit 2012 zurück ins Rampenlicht bringt, befand: „Felix ist mit seinen Fähigkeiten ein ganz wichtiger Teil der Mannschaft, hat absolute Bombenzeiten geschafft. Er arbeitet professionell und ist noch so jung, da geht noch einiges nach oben.“ So traut er Felix Groß durchaus einmal das WM-Finale zu.
Bildtext: Zu den ersten Gratulanten von Felix Groß (l.) gehörten Klaus Fischer und weitere Mitstreiter vom RSV Venusberg, die das Geschehen live im Velodrom verfolgten.
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