Felix Groß voller Glücksgefühle
Der Leipziger Radsportler, der dem RSV Venusberg angehört, freut sich auf Tokio. Nach den Spielen gilt sein Fokus sofort einer weiteren tollen Herausforderung.
VON MARTINA MARTIN
LEIPZIG - Die Tour de France verfolgt er dieses Mal ein bisschen anders als bisher. Felix Groß wird vor allem beobachten, was den Startern des Teams UAE Emirates um Vorjahressieger Tadej Pogacar (Slowenien) gelingt. Denn ab 1. August gehört er dieser internationalen Top-Mannschaft als Profi an. Der erste Vertrag läuft bis 2024. „Damit wurde ein weiterer Traum für mich wahr“, wertet der 22-Jährige, der natürlich auch einmal bei der Frankreich-Schleife starten möchte. Doch damit plant er erst nach den Sommerspielen 2024. Bis dahin will er weiter zweigleisig um Meriten kämpfen.
Aktuell bestreitet er die intensive Vorbereitung auf Tokio. Als bärenstarker Anfahrer des Bahnvierers hatte er maßgeblichen Anteil an der Qualifikation für die Sommerspiele, inzwischen besitzt er auch die offizielle Nominierung des DOSB. „Das ist ein echt tolles Gefühl. So richtig realisiert, dass ich mir auch diesen Traum erfüllen konnte, habe ich es dann bei der Einkleidung. Ich bin glücklich, freue mich riesig“, erzählt der Sachse, der bereits seit 2017 eine der wichtigsten Stützen in der Auswahl ist, inzwischen auch den Deutschen Rekord in der 4000-m-Einzelverfolgung (leider nicht mehr im olympischen Programm) hält. In dieser Disziplin gewann er dreimal in Folge bei der U-23-EM, wurde zweimal WM-Fünfter (2018; 2020).
Derzeit kann Felix Groß zu Hause in Leipzig bei seiner Familie und seiner Freundin Susann, die Fußball-Schiedsrichterin ist, noch einmal zusätzlich Kraft tanken. Ab 11. Juni beginnt mit dem abschließenden Bahnlehrgang in Frankfurt (Oder) die heiße Phase, der Flug nach Japan erfolgt am 23. Juli. „Jetzt muss ich natürlich noch Kilometer schrubben, so vier bis fünf Stunden bin ich am Tag unterwegs. Aber meine Form ist wieder echt gut“, meint er und erzählt von einem Schockerlebnis während einer Rundfahrt in Polen Anfang des Monats: „Ich bin gestürzt, hatte eine Gehirnerschütterung und einige Schürfwunden. Fünf Tage konnte ich nicht trainieren. Aber jetzt ist alles okay.“ Ebenso ist das gesamte Team fit und bereit, um in Japan so in die Pedale zu treten, dass ein deutscher Rekord und damit hoffentlich ein Podestplatz herausspringt.
Auch im Erzgebirge werden wieder kräftig die Daumen gedrückt. Seit neun Jahren gehört er dem RSV Venusberg an, hat zu Trainer und Vereinschef Klaus Fischer, der voller Stolz auf den ersten Olympiateilnehmer des RSV verweist, oft Kontakt. Als 13-Jähriger begeisterten ihn das Material sowie die Trikots des Nachwuchsteams von Profi Marcus Burghardt, die Atmosphäre sagt ihm zu. Und wenn möglich – wie bei der Heim-WM 2020 in Berlin – sitzt der RSV-Fanclub auf der Tribüne.
Nach Olympia geht es für Felix Groß ohne Urlaub gleich zu den nächsten Herausforderungen. Sein Profidebüt wird er bei Rundfahrten in Norwegen und Luxemburg sowie bei der Deutschlandtour geben. Die Gefährten durfte er dabei schon während des Trainingscamps im Januar in Abu Dhabi kennenlernen. Damals musste er als Gast noch verschiedene Tests absolvieren – und diese meisterte er so stark, dass er im Mai verpflichtet wurde.
Bildtext: Felix Groß startet ab 1. August für das Profiteam UAE Emirates. FOTO: GROS