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Aus Enttäuschung wird zusätzliche Motivation

 

Zweimal hat Bahnradsportler Oliver Spitzer den Saisonhöhepunkt bei den Junioren verpasst. An seinen Plänen für eine Profikarriere hält der Wilkau-Haßlauer dennoch fest.

 

Von Anika Heber

 

Wilkau-Haßlau - Der Sport rückt für Oliver Spitzer aktuell erst einmal ein wenig in den Hintergrund. Anfang September begann der 18-Jährige seine Ausbildung an der Bundespolizeisportschule in Kienbaum. „Bis Ende Dezember haben wir immer von 7 bis 16 Uhr Ausbildung“, erzählt der Wilkau-Haßlauer. Training steht für den jungen Bahnradsportler zwar auch auf dem Programm, doch den vollen Fokus auf den Sport wird er erst wieder im Januar haben. Ab dem Zeitpunkt ist er als Mitglied der Sportfördergruppe von der Ausbildung freigestellt.

Die Entscheidung für Kienbaum fiel Oliver Spitzer leicht. „Es gibt nicht extrem viele Möglichkeiten, seinen Sport und eine Ausbildung so gut kombinieren zu können. Nach meinem Abschluss an der Sportoberschule in Chemnitz ist das jetzt für mich wirklich ideal.“ Dabei war es für den Wilkau-Haßlauer vor allem wichtig, dass ihn der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) als vielversprechendes Nachwuchstalent für die Ausbildung empfohlen hat. Pro Jahr kann der BDR nur eine bestimmte Anzahl von Sportlerinnen und Sportlern für Kienbaum sozusagen nominieren.

 

Neben Oliver Spitzer begann zum Beispiel auch Nicolas Heinrich vom ESV Lok Zwickau dort seine Ausbildung. Ursprünglich stammen beide sogar aus dem gleichen Verein. Seine ersten Schritte als Radsportler machte Oliver Spitzer im Wolfgang-Lötzsch-Nachwuchsteam des ESV Lok und feierte für die Zwickauer seine ersten Erfolge. Nach dem Wechsel an die Sportschule 2017 folgte wenig später der Vereinswechsel zum RSV Venusberg. Wie Nicolas Heinrich und auch Laurin Drescher ist Oliver Spitzer auf dem Rad in den Ausdauerdisziplinen zu Hause. Neben einem deutschen Meistertitel mit der Landesauswahl in der Mannschaftsverfolgung und drei Silbermedaillen auf nationaler Ebene hat der 18-Jährige auch schon einige internationale Erfahrungen gesammelt.

 

Höhepunkt war die Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen 2019 in Baku, wo als bestes Ergebnis ein achter Platz zu Buche stand. Aus den angepeilten Starts bei der Junioren-Europameisterschaft 2020 und vor wenigen Tagen im niederländischen Appeldorn wurde hingegen nichts. „Es gab eine ganze Reihe von Ausscheidungswettkämpfen, bei denen ich gut dabei war. Die Entscheidung wurde aber immer wieder aufgeschoben. Am Ende hieß es, dass ein Sportler aus dem jüngeren Jahrgang mitgenommen wird, um Erfahrung zu sammeln. Als ich 2020 jüngerer Jahrgang war, lautete die Begründung für die Nichtnominierung, dass ein älterer Sportler noch ein Ergebnis braucht“, erzählt Spitzer, der nach der Entscheidung erst einmal in ein mentales Tief fiel. Die Enttäuschung hat er mittlerweile ganz gut verarbeitet und aus ihr zusätzliche Motivation für die anstehenden Aufgaben gezogen.

 

Zur nächsten Saison wechselt Oliver Spitzer in die Altersklasse U 23. Dort soll es 2022 endlich mit einem EM- oder WM-Start klappen. Zudem bemüht sich der Wilkau-Haßlauer, ein gutes Team zu finden. „Als Einzelkämpfer hat man ja kaum Chancen auf große Wettkämpfe. Mit einem Team im Rücken ist die Unterstützung, schon allein beim Material, ganz anders. Man muss sich da quasi bewerben und hoffen, dass man genommen wird“, erklärt der 18-Jährige. Tipps für seine Zukunft, die im besten Fall irgendwann mit einer Olympiateilnahme als Bahnradsportler gekrönt werden soll, kann sich Oliver Spitzer in Kienbaum bald von einer der erfolgreichsten Vertreterinnen seiner Sportart holen: die zweifache Olympiasiegerin Kristina Vogel ist mittlerweile Radsporttrainerin an der Bundespolizeisportschule.

 

Bildtext: Radsportler Oliver Spitzer aus Wilkau-Haßlau. Foto: privat