Bronze nach großem Kampf
Wegen Corona konnten die Radsportler des RSV 54 Venusberg in diesem Winter kaum Rennen im Gelände bestreiten. Trotzdem präsentierten sie sich bei den nationalen Cross-Titelkämpfen in beeindruckender Verfassung.
Von Andreas Bauer
Luckenwalde - In vielerlei Hinsicht sind die Deutschen Meisterschaften im Cyclo-Cross beeindruckend gewesen. Nicht nur Günter Schabel, der Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), sprach von „neuen Dimensionen“. Auch Trainer Klaus Fischer vom RSV 54 Venusberg lobte das Radteam Seidel und die Stadt Luckenwalde als Ausrichter: „Sie haben in monatelanger Vorbereitungsarbeit eine in allen Belangen noch nie vorher gekannte Meisterschaft organisiert.“ Überwältigt war der Erzgebirger womöglich aber auch aufgrund des Abschneidens seiner fünf Schützlinge, von denen einer sogar eine Medaille gewann.
Mehr als 200 freiwillige Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf, der schon beim Einparken begann: Jeder Landesverband bekam seine eigene Zone, um die Gefahren der Pandemie in Grenzen zu halten. Und auch entlang der extrem anspruchsvollen 2,8 Kilometer langen Runde um die Weinberge, die Fläminghalle und die dortige Therme war alles so organisiert, dass es genügend Abstand gab. „Trotzdem herrschte in den 12 Altersklassen eine tolle Stimmung am Streckenrand“, berichtet Fischer, der die Veranstalter zusätzlich für das Streckenprofil lobte: „Insbesondere mehrere schwierige Auf- und Abfahrten mit Laufpassagen über die Sandhügel, Brückenüberfahrten, Hindernisse und das technisch anspruchsvolle kurvenreiche Terrain im Zielabschnitt brachten alle Sportler an ihre Grenzen.“
An seinem Vorhaben, mindestens eine Medaille mit nach Hause zu nehmen, hielt Fischer dennoch fest. Und gleich am ersten Tag wurde der Wunsch des Trainers erfüllt, denn Pepe Albrecht glänzte in der Jugend mit einer tollen Leistung. Unter den mehr als 30 U-17-Fahrern behauptete sich der Gesamtsieger der Cyclo-Cross-Bundesliga von Anfang an in einer dreiköpfigen Führungsgruppe. „Durch einen Fahrfehler an einer sandigen Abfahrt, wo er einen Sturz gerade noch so verhindern konnte, verlor Pepe jedoch den Kontakt zur Spitze“, schildert der Trainer den Rennverlauf. Doch auch als Solist hielt der Fahrer des Marcus-Burghardt-Junior-Teams das Tempo hoch und kam nach drei Runden als Dritter ins Ziel.
„Das Duo vor ihm war auch deshalb nicht zu holen, weil die beiden Sportler in den vergangenen Wochen Rennen in Belgien und Holland absolvieren konnten“, sagt Vater Ron Albrecht, der als Fan und Mechaniker mit vor Ort war. Solche Erfahrungen blieben den Erzgebirgern in dieser Saison verwehrt, da in Sachsen und sogar deutschlandweit kaum Wettkämpfe stattfanden. Umso beachtlicher seien die Leistungen, die die RSV-Vertreter auch am zweiten Tag boten. Allen voran Pepes Bruder Toni Albrecht, der im Feld der Junioren aus der zweiten Reihe kommend einen Blitzstart hinlegte – und dieses hohe Niveau in allen vier Runden hielt. „Am Ende hat er sogar noch einmal kräftig Dampf gemacht und den Abstand zu seinen Vorderleuten reduziert“, so Fischer. Platz 5 war somit ein „gefühlter Sieg“, zumal der Erzgebirger Bester des jüngeren Jahrgangs war und anschließend erstmals zu einer Doping-Probe musste.
In der U 19 rundeten Luke Richter (18.) und Thomas Weber (26.) den starken Venusberger Auftritt ab. „Beide hatten aufgrund der ungünstigen Startpositionen von Beginn an Nachteile, bewiesen auf der schwierigen Schleife aber dennoch tolle Kampfmoral“, betont Fischer, der als Großvater von Luke Richter besonders mitfieberte. Doch natürlich feuerte er auch Marie Weidauer lautstark an, die in ihrer ersten Cross-Saison der nationalen U-17-Konkurrenz auf Anhieb Paroli bieten konnte. „Auf der 200 Meter langen Startgeraden überraschte sie alle und bog als Zweite in die Geländerunde ein“, erzählt der Trainer. Kräfteverschleiß und ein Sturz kosteten sie zwar Zeit, doch auch die Debütantin bei der Deutschen Meisterschaft überzeugte mit Rang 10. „Ich bin stolz auf die gesamte Truppe“, betonte Fischer beeindruckt. |mit kfis
Bildtext: Auf der anspruchsvollen Strecke in Luckenwalde hatte Bronzemedaillengewinner Pepe Albrecht viele schwierige Passagen wie sandige Anstiege und Brücken aus Stahlgestängen zu meistern. Foto: Verein