Spitzenleistung auf der Königsetappe
Zwei Erzgebirger haben es bei der Friedensfahrt der Junioren mit der internationalen Rad-Elite aufgenommen. Dass Toni Albrecht viel Zeit in die Vorbereitung investiert hatte, zahlte sich aus.
Von Katja Lippmann-Wagner
Olbernhau - „Hier bist du Lokalmatador. Da kannst du dich beweisen“, hatte Ron Albrecht seinem Sohn Toni für die Königsetappe der Junioren-Friedensfahrt mit auf den Weg gegeben. Diese führte am Samstag über 122 Kilometer vom tschechischen Teplice nach Olbernhau. Nichts wollte der 17-Jährige, der zum Team Euro-Region mit drei deutschen und drei tschechischen Fahrern gehört, dem Zufall überlassen. Deshalb ist er sie im Vorfeld sogar abgefahren. „Mein früherer Trainer Klaus Fischer hat sich die wichtigsten Schlüsselstellen mit mir angeschaut“, erklärt der junge Mann vom RSV 54 Venusberg, dem die Streckenkenntnisse gegen Ende zugute kamen.
Mit unterwegs war Vater Ron Albrecht. Auch der 45-Jährige hatte sich den Kurs im Vorfeld genau angeschaut und steuerte selbst mit dem Rad vier Stellen an, um dem Junior vom Streckenrand aus Tipps zu geben und ihn anzufeuern. Den emotionalsten Moment habe er etwa drei Kilometer vor dem Ziel erlebt. „In Oberseifenbach wurde die ganze Gruppe noch einmal selektiert. Toni gelang es aber, den Rückstand relativ gering zu halten – geschätzt 30 Sekunden musste er zu den Fahrern, zu denen er wieder aufschließen wollte, reißen lassen“, berichtet Ron Albrecht. Aus seiner Sicht begann nun die Phase, in der Toni seinen Heimvorteil ausnutzte. „Er kannte die Strecke und konnte nahezu blind fahren“, so der Vater.
Von seinem mittleren Sohn Pepe (15), der das Rennen via Live-Stream verfolgte, kamen per Handy schon bald positive Nachrichten: „Toni ist wieder dran.“ Als Ron Albrecht drei Kilometer vor dem Ziel sah, dass das tatsächlich so war, konnte der 45-Jährige seine Gefühle kaum noch im Zaum halten: „Da habe ich fast vor Freude geheult.“
„Mit der Weltspitze der Junioren die Berge hochzukommen, ist wirklich schwierig.“ Vincent John Radsportler
Toni Albrecht selbst sah das Ganze deutlich gelassener. Die grenzüberschreitende Königsetappe sei wirklich sehr heftig und bergig gewesen: „Das liegt mir nur mittelmäßig. Ich bin eher ein Allrounder.“ Als Knackpunkte sah er natürlich die Berge. „Der zehn Kilometer lange Anstieg in Seiffen war noch einmal so ein Punkt. Aber auch die Hügel in Tschechien waren heftig und haben das Feld auseinandergezogen.“ Es sei zweifellos das härteste Rennen seiner bisherigen Laufbahn gewesen. „Mein großes Ziel war es, möglichst wenig Zeit einzubüßen – und das hat geklappt.“ Letztlich fuhr Albrecht in der Tageswertung auf den 25. Platz und hatte 1:57 Minuten Rückstand auf den Tagessieger Menno Huising aus den Niederlanden. Platz 2 ging an Emil Herzog vom deutschen Nationalteam, der sich damit das Gelbe Trikot sicherte. António Morgado aus Portugal fuhr in Olbernhau auf den Bronzerang.
Tonis Teamkamerad Vincent John aus Zschopau, der zum Chemnitzer PSV gehört, wurde 41. Auf den Erstplatzierten Huising hatte der Erzgebirger 13:08 Minuten Rückstand. „Der Kurs war sehr anspruchsvoll. Mit der Weltspitze der Junioren die Berge hochzukommen, ist wirklich schwierig.“ Am ersten etwa 10 Kilometer langen Anstieg sei ihm das noch gelungen. „Nach 80 Kilometern hat dann aber der Saft gefehlt“, so der 17-Jährige. Trotzdem haderte er etwas mit seiner Leistung. „Ich hätte das sicherlich schlauer fahren können. Da gibt es schon ein paar taktische Tricks, die ich nicht ausgeschöpft habe“, so Vincent John. Dennoch hab es viel Spaß gemacht. Vor allem die Abschnitte, in denen der Zschopauer mit zwei anderen deutschen Sportlern aus dem Nationalteam unterwegs war.
Der Trainer des Teams Euro-Region, Steffen Haslinger, war zufrieden mit den Erzgebirgern: „Der Auftritt war schon gut. Er entspricht dem Leistungsvermögen der beiden.“ Dass es für die Jungs ein Heimrennen war, sei eine extra Motivation gewesen. Aber es spiele nicht die übergeordnete Rolle. „Es ist ja das höchste internationale Level im Bereich der Junioren“, so der Coach.
Bildtext: Zufrieden war Steffen Haslinger, der Trainer des Teams Euro-Region, nicht nur mit Toni Albrecht (rechts), sondern auch mit Vincent John.
Bildtext: Zielankunft in Olbernhau: Menno Huising aus den Niederlanden (Mitte) siegte vor Emil Herzog aus Deutschland (links) und António Morgado aus Portugal (rechts). Fotos (2): Katja Lippmann-Wagner