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Groß und Kretschy im Starterfeld

 

Die Deutschland-Tour der Radprofis startet am heutigen Mittwoch in Weimar. Durch Sachsen rollt das Peloton jedoch nicht.

 

Von Knut Berger

 

Weimar - Für die Fans hat das Warten auf großen Radsport in Deutschland ein Ende. Denn am heutigen Mittwoch beginnt in Weimar mit dem Prolog über 2,6 Kilometer die Deutschland-Tour 2022. Die von den Organisatoren der Tour de France durchgeführte Rundfahrt verläuft nach dem Auftakt in Thüringen über vier Tagesabschnitte, knapp 710 Kilometer und reichlich 11.000 Höhenmeter bis nach Stuttgart, wo am Sonntag das große Finale ausgetragen wird. Zuvor werden die Etappen in Meiningen, Marburg und auf dem Schauinsland nahe Freiburg enden. Die sächsischen Straßen bleiben von der Streckenführung wie im Vorjahr unberührt.

Wie die Veranstalter mitteilten, treten 20 Mannschaften, darunter 14 Teams der UCI-Worldtour, mit jeweils sechs Fahrern an. Auch wenn zeitgleich mit der Vuelta in Spanien eine der drei großen europäischen Rundfahrten läuft, gehören Welt-, Europa- und Landesmeister sowie Tour-de-France-Etappensieger zum Starterfeld. So ist mit Nils Politt (Bora-hansgrohe) der amtierende nationale Straßenmeister sowie Titelverteidiger bei der Deutschland-Tour dabei. An der Seite des gebürtigen Kölners steht unter anderen Emanuel Buchmann in der vorläufigen Teilnehmerliste. „Radrennen in der Heimat zu fahren, ist immer etwas Besonderes, und mit dem Meistertrikot noch mehr. Nach den Rennen in München und Hamburg habe ich richtig Lust auf fünf Tage Deutschland-Tour. Ich bin bereit. Die Vorbereitung hat gepasst, und meine Form ist sehr gut“, meinte Politt und fügte hinzu: „Ob es für mich zur Titelverteidigung reicht, werden wir sehen. Die Strecke ist in jedem Fall viel schwerer. Aber als Team ist unser Ziel definitiv der Gesamtsieg.“

 

Teamkollege Buchmann sollte ursprünglich bei der Vuelta aufsatteln, wurde aber durch eine Harnwegsinfektion gestoppt und rutschte nun kurzfristig in das Aufgebot des deutschen Teams aus Raubling in Bayern. Für den Ravensburger, der den diesjährigen Giro d’Italia als Siebenter beendete, dürfte das Final-Wochenende in Baden-Württemberg mit der Bergankunft auf dem Schauinsland im Mittelpunkt stehen. „Der Infekt war ein herber Rückschlag. Trotzdem hoffe ich, mit meiner guten Form in die Deutschland-Tour zu gehen. Meine Vorbereitung war grundsätzlich sehr gut, und auch die letzten Tage im Training waren schon wieder besser. Deswegen peile ich definitiv eine gute Platzierung in der Gesamtwertung an. Vor allem, weil es zum ersten Mal eine Bergankunft gibt. Dass sich einige starke Kletterer angesagt haben, motiviert noch mehr“, zeigte sich der 29-Jährige kämpferisch.

 

Aufmerksam dürfte auch die Venusberger Trainerlegende Klaus Fischer der Tour entgegenfiebern. Denn mit Felix Groß (UAE Team Emirates) ist ein Pedaleur dabei, der dem RSV Venusberg angehört. Groß, auf der Bahn schon mehrfach Europameister, hatte im vergangenen Jahr bei UAE ein Arbeitspapier bis 2024 unterzeichnet, erwischte jedoch einen denkbar schlechten Start in die Saison 2022. Im April war er für das Eintagesrennen Paris–Roubaix nominiert, stürzte aber im zweiten Kopfsteinpflasterabschnitt schwer, zog sich dadurch eine Schulterverletzung zu und musste operiert werden. Ende Juli kehrte er in Belgien ins Renngeschehen zurück. Nun will sich der 23-jährige Leipziger bestmöglich bei der Tour präsentieren.

 

 

Im Nationalteam Deutschland steht mit Moritz Kretschy ein Fahrer, der sich ebenfalls in Venusberg sein sportliches Rüstzeug holte. Dem Junioren-Europameister im Punktefahren steht bei der Deutschland-Tour ein Kapitän zur Seite, der bei der diesjährigen Tour de France lange Zeit die Bergwertung anführte. Denn der gebürtige Berliner Simon Geschke, der jetzt in Freiburg lebt, führt die Nationalmannschaft an. „Das wird eine neue Erfahrung für mich. Klar kenne ich es von EM und WM, im Deutschlandtrikot zu fahren. Aber dieses Mal sind die Nachwuchsfahrer dabei. Wir fahren das erste Mal zusammen in einem Team und gleich gegen ziemlich große Namen. Ich gehe davon aus, dass die Jungs topmotiviert sind“, sagte der 36-Jährige, der seine erfolgreiche Laufbahn einst beim Berliner TSC begann.