WM-Auftritt auch ohne Medaille ein voller Erfolg
Radsport: Moritz Kretschy sieht in seiner Ausbildung einen Grund für Rang 6
Glasgow/Venusberg - So aufgeregt hat man Klaus Fischer selten erlebt. Kein Wunder, sind doch Schützlinge des Trainers vom RSV 54 Venusberg auch nicht allzu oft bei Weltmeisterschaften am Start. Doch genau diese Ehre ist nun Moritz Kretschy zuteil geworden. Der Radsportler aus Gelenau, der beim RSV ausgebildet wurde und jetzt für das Team rad-net Oßwald startet, durfte sich nach seinen beiden kürzlich erkämpften nationalen Titeln nun bei der U-23-WM im schottischen Glasgow beweisen. Und Fischer drückte – wie so viele Familienangehörige, Freunde und Vereinskollegen – von zuhause aus die Daumen.
Bei seinem ersten WM-Einsatz hatte Kretschy überzeugt, als 28. des Einzelzeitfahrens aber auch keine Bäume ausgerissen. „Unter 79 Teilnehmern ist das überaus achtbar. Aber insgeheim hatte sich Moritz etwas mehr ausgerechnet“, sagt Fischer, der den Gelenauer als „Ausnahmeathlet“ bezeichnet. Dass er mit dieser Einschätzung richtig liegt, ist am Samstag deutlich geworden, als der WM-Titel auf der Straße vergeben wurde. „In jeder der sieben Runden warteten 50 Kurven und kurze Steilanstiege mit bis zu 20 Prozent Steigung“, sagt Fischer über den Anspruch des Rennens, das durch regennasse Abschnitte noch schwieriger für die Sportler wurde.
Durch das hohe Tempo teilte sich das Feld frühzeitig auf. Kretschy schaffte es dabei in die achtköpfige Spitzengruppe, die durch ihre gute Führungsarbeit lange zusammen blieb. „Die letzten beiden Runden gestalteten sich dann zu einem regelrechten Krimi“, berichtet der am Fernseher mitfiebernde Trainer. Hinter dem späteren Weltmeister Axel Laurance war Kretschy einer von fünf Verfolgern. „Fünf Kilometer vor dem Zielstrich gelang es ihm, sich kurzzeitig abzusetzen. Eine Medaille war damit greifbar nahe“, so Fischer. Doch der Erzgebirger wurde wieder gestellt und verlor am letzten Anstieg den Anschluss.
Nach 168 schweren Kilometern und 4:05 Stunden kam Kretschy als Sechster ins Ziel – nur neun Sekunden hinter dem Sieger. „Ein Weltklasse-Ergebnis“, wie Fischer betont. Sein Schützling, der im Ziel nach eigenen Angaben „völlig platt“ war, zögerte bei seiner Einschätzung im ersten Moment jedoch. „Ich wusste nicht, soll ich mich freuen oder ärgern“, so Kretschy angesichts der in Reichweite liegenden Medaille. „Am Ende überwog aber klar die Freude“, sagt der RSV-Fahrer, der bei seiner Analyse indirekt auch seinem Trainer dankte: „In den Kurvenpassagen konnte ich meine technischen Vorteile ausspielen.“ |kfis/anr