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Überraschungsantritt führt zum DM-Titel

Für Furore hatte Pepe Albrecht schon öfter gesorgt. Mit seinem Auftritt bei den nationalen U-19-Titelkämpfen im Straßenfahren stellte er alle bisherigen Erlebnisse jedoch in den Schatten. Zu einem ganz besonderen Moment kam es bei der Siegerehrung.

 

Von Andreas Bauer

 

Venusberg - Diesen Moment in Bad Dürrheim (Baden-Württemberg) wird Pepe Albrecht nie vergessen. Während im Hintergrund die deutsche Nationalhymne lief, bekam er von Marcus Burghardt die Goldmedaille umgehängt und das Meistertrikot überreicht. Von jenem Idol, für dessen Junior-Team er beim RSV 54 Venusberg Woche um Woche bei Training und Wettkämpfen in die Pedalen tritt - und in dessen Fußstapfen der 17-Jährige Gehringswalder als deutscher Junioren-Meister im Straßenfahren nun tritt. „Damit hätte ich selbst nicht gerechnet“, sagt Albrecht über seinen Erfolg am Wochenende.

Wie Ex-Profi Marcus Burghardt, der einst sogar bei der Tour de France eine Etappe gewann, hat sich Pepe Albrecht in den Annalen des Venusberger Vereins verewigt. „Er ist nach Felix Groß 2016 und seinem Bruder Toni Albrecht 2021 unser dritter Starter, der sich über einen DM-Titel auf der Straße freuen kann“, hebt Trainer Klaus Fischer die Bedeutung dieses Erfolgs hervor, für den sein Schützling hart kämpfen musste. Schließlich umfasste das Meisterschaftsfeld 110 starke U-19-Sportler, die laut Fischer auch noch „eine überaus anspruchsvolle Strecke“ zu meistern hatten. Gestartet wurde in Donaueschingen, von wo aus eine zehn Kilometer lange Anfahrt zu zwei unterschiedlich langen Rundkursen führten. Nach insgesamt 134,2 Kilometern und 1800 Höhenmetern wartete das Ziel in Bad Dürrheim.

 

„Schon wenige Kilometer nach dem Start bildete sich eine 10 Fahrer umfassende Spitzengruppe, die sich schnell auf sechs Fahrer reduzierte“, berichtet Fischer. Alle aus dem Favoritenkreis waren dabei. „Dadurch funktionierte diese Gruppe auch prächtig zusammen, konnte anfangs ihren Vorsprung verteidigen und später sogar noch ausbauen“, so Fischer. Frühzeitig sei klar gewesen, dass diese Starter die Medaillen unter sich ausmachen würden. Dabei war Fischer von Anfang an guter Dinge, was Pepe Albrecht betrifft: „Er wirkte auf den Tag topfit, zeigte an den 15 schwierigen Anstiegen Bärenstärke und war bis zum Ende ganz vorn dabei.“ Andere verabschiedeten sich im Laufe der Tour, sodass die Spitzengruppe am Ende nur noch drei Fahrer umfasste.

„Im Finale hatte Pepe jedoch eine harte Nuss zu knacken“, schildert der Trainer die Ausgangslage vor der entscheidenenden Phase. Schließlich musste sich sein Schützling gegen den Titelverteidiger und diesjährigen Seriensieger Paul Fietzke aus Cottbus und den ebenfalls in starker Form fahrenden Benedikt Benz (LV Baden) behaupten. Mit einem plötzlichen Antritt aus der hinteren Position heraus überraschte Albrecht 200 Meter vor der Ziellinie jedoch die Konkurrenz. „Er übernahm die Spitze und konnte seinen Vorsprung erfolgreich verteidigen. Mit etwas mehr als zwei Radlängen Vorsprung war er der gefeierte neue deutsche Meister“, so Fischer.

 

Der zweite RSV-Starter Zeno Winter, der für das U-19-Team von Cannibal Victorious unterwegs ist, musste dagegen frühzeitig die Segel streichen. Aufgrund eines Sturzes, das zu größeren Schäden an seinem Rennrad sorgte, war der Titelkampf für ihn schon in der ersten Runde beendet. Ein ähnliches Schicksal ereilte den dritten Venusberger bei diesen Titelkämpfen, Moritz Kretschy, der sich für das 201 Kilometer lange Männer-Rennen viel vorgenommen hatte. „In der ersten Rennhälfte hinterließ er an den Anstiegen auch einen starken Eindruck, aber dann kam nach 120 Kilometern wegen eines Materialdefekts leider das vorzeitige Aus“, sagt Fischer über den Starter des Teams Israel-Premier-Tech.

 

 

Trösten konnte sich Moritz Kretschy mit einem starken Auftritt bei den Deutschen Meisterschaften im Zeitfahren. Als Titelverteidiger in der U 23 angetreten, verpasste er in Donaueschingen zwar Bronze um drei Sekunden. Dennoch beeindruckte der Gelenauer auf der 31 Kilometer langen Strecke, die bei wechselnden äußeren Bedingungen eine besonders schwierige Herausforderung darstellte, mit einer starken Leistung. Und Edelmetall konnten die Erzgebirger dank Pepe Albrecht ja trotzdem mit nach Hause bringen. |anr/kfis